Eigenes Tempo

Zum Aphorismus Erwartung

„Der Mensch ist häufig irritiert – wenn die Erwartung nicht passiert.“


Erwartung. Was erwarten wir, wenn wir einen Türgriff drücken? Dass sich die Tür öffnet. Was erwarten wir, wenn es regnet, und wir draußen sind? Dass wir nass werden.

Das sind Regelmäßigkeiten des Lebens, die keinerlei Überprüfung bedürfen. So denken wir. Im Übrigen funktioniert das ebenso bei eher nicht so häufig auftretende Situationen.

Wenn wir einmal im Jahr ins Flugzeug steigen, dann erwarten wir, dass dieses Flugzeug fliegt. Wir erwarten sogar, dass wir auf der nächsten Party einen Partner finden und sind entsprechend enttäuscht, wenn sich diese Erwartung nicht erfüllt.

Würden wir uns ein wenig mit der Wahrscheinlichkeit eines solchen Zusammenfindens befasst haben, so bliebe uns diese Enttäuschung zwar nicht erspart – aber wir wären wenigstens gewarnt und nicht so böse erwischt.

Dass unrealistische Erwartungen einen Einfluss auf das Glücksgefühl haben, ist nun wahrlich nichts Neues. Trotzdem machen wir das immer wieder. Immer wieder fordern wir mehr ein, als realistisch dabei herauskommt – kommen kann.

Etwas zu erwarten – im Sinne von „Es muss…“ ist eher nicht so schlau.

Sich etwas zu wünschen – im Sinne von einem Ziel – ist durchaus empfehlenswert, wiewohl griechische Philosophen, die den tollen Begriff der Indifferenz für sich entdeckten, diese Wünsche als nicht notwendigerweise für unser Glück erheblich ansahen.

Indifferent ist hier als „nicht maßgeblich“ oder „unerheblich“ notiert.

Erwartungen an andere Menschen erfüllten sich selten in dem Maße, wie wir es erwartet haben. Daran erkennt man, die Fragilität der Erwartung an sich. Diese Fragilität ist gefährlich.

Das Erwartungen nach Innen eine ungeheure Wirkung haben, beobachteten schon früh Leute, die das für sich nutzen wollten. Und es auch tun. Mit Werbung oder dem Verkauf von scheinbar fantastischen Produkten.

Möglicherweise wäre es klüger, sich bei jeder Transaktion – wie auch immer geartet – eine realistische Erwartung zu erarbeiten.  

Bis neulich!

©Ich


Erwartung